CentrumMensch

Für ihre Stammgäste täte es ihr sehr leid, erklärt Michaela Hessenthaler. Wirtschaftliche Gründe zwangen sie, „Mensch & Genuss“ zu schließen.

„Geschlossen“ steht auf der schwarzen Tafel vor der weißen Falttür, hinter der zurzeit noch ein bisschen gekocht, aber größtenteils aus- und aufgeräumt wird. Das Bistro „Mensch & Genuss“ im Erdgeschoss des Gaildorfer Dienstleistungszentrums Centrum-Mensch sowie der angeschlossene Catering-Service sind somit Geschichte. Michaela Hessenthaler ist ganz gerührt, wenn sie darüber spricht, welch herzlichen Abschied ihr die Stammgäste bereitet haben. Denn nicht nur des Essens wegen, auch als geselliger Treffpunkt um die Mittagszeit war ihr Lokal beliebt. „Es tut schon weh“, gesteht die Noch-Inhaberin, die vorsichtshalber die Notbremse gezogen hat, um nicht in finanzielle Not zu geraten. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen, sagt sie, seien einfach nicht gegeben gewesen.

Die Küche im ehemaligen Kreiskrankenhaus war als Verpflegungseinrichtung konzipiert und mit riesigen Kühlanlagen ausgestattet. Um sie auszulasten und überhaupt wirtschaftlich existieren zu können, hätte sie etwa 150 Essen pro Tag ausgeben müssen, rechnet Michaela Hessenthaler vor. Das Bistro allein habe zu wenig abgeworfen, und das betriebliche Konzept, Firmen zu beliefern, sei nicht aufgegangen. Hätte sie nicht vom Landratsamt den Großauftrag erhalten, die in Unterrot untergebrachten Flüchtlinge mit Essen zu versorgen, hätte sie diesen Schritt schon viel eher vollzogen, blickt sie zurück. Für die acht Festangestellten plus Aushilfskräfte hätte ein durchschnittliches Einkommen schon drin sein sollen.

Dass in der Stadt viel geredet wird, weiß Michaela Hessenthaler. Zumal sie auch ihr zweites Bistro im Ärztehaus nach kurzer Zeit dicht gemacht hat. Einen Versuch war es wert, meint sie. Man habe aber schnell gemerkt, dass es nicht läuft und die Nachfrage nach vegetarischer Kost nicht vorhanden ist. Auch im Freibad-Kiosk auf dem Kieselberg wird sie im kommenden Jahr nicht mehr tätig sein. Das aber stand schon vor dieser Saison fest, weshalb sich die Stadt bereits um eine Nachfolge bemüht.

Drei Jahre seien genug, sagt die derzeitige Pächterin dazu. Nicht in Frage steht das „Weilerstüble“ in Ottendorf, das unterverpachtet ist und vom Wirt als Pizzeria mit Biergarten betrieben wird. „Das läuft sehr gut“, freut sich Michaela Hessenthaler. Sie und ihre Familie wollen zunächst in allen Bereichen Ordnung schaffen, um sich dann in aller Ruhe nach Alternativen umzusehen.

RUNDSCHAU GAILDORF | BRIGITTE HOFMANN | 06.08.2016