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Rezepte gegen Demenz

Über Gehirn- und Gedächtnistraining referierte die Logopädin Mandy Österlein beim letzten Vortrag der Bürgerstiftung Fichtenberg in diesem Jahr. Mit ihrem Thema stieß sie dieses Mal auf große Resonanz.

Mandy Österlein führte ihren Zuhörern deutlich vor Augen, welchen Einfluss gesellschaftliche Entwicklungen und pädagogische Experimente auf die geistige Entfaltung der Menschen haben. Sie scheute nicht die Kritik an Fehlentwicklungen in diesen Bereichen. Aus ihrer praktischen Erfahrung berichtete die Logopädin von einem daraus resultierenden steigenden Therapiebedarf.

Mit Aufmerksamkeit, Konzentration und Speicherfähigkeit lassen sich Grundleistungen des Gedächtnisses umschreiben. Unser Gehirn hat die Fähigkeit, sich beständig und lebenslang den Erfordernissen anzupassen. Die Hirnstruktur wird bereits in der ersten Schwangerschaftswoche angelegt und entwickelt sich durch Zellwachstum rasant über das Grundschulalter, die schwierige Zeit der Pubertät bis schließlich erwachsene Werte erreicht werden. Genetische Anlagen, Infektionen, Strahlungen oder toxische Krankheiten können Wahrnehmung, Konzentration oder Aufmerksamkeit negativ beeinflussen. Österlein bezeichnete diese Beeinträchtigungen als "Störungen in der Verschaltung des Gehirns".

Ihre theoretischen Ausführungen machte sie mit der Beschreibung von Alltagssituationen verständlich und ergänzte sie mit praktischen Tipps und Anleitungen. Zur Steigerung der Merkfähigkeit lautete die Erkenntnis der Logopädin: "Alles, was durch die Hand gegangen ist, wird besser gemerkt!" Gezielt wandte sie sich dabei gegen die Nutzung digitaler Medien im Übermaß und mahnte zur Psychohygiene. Für Merkfähigkeit und Entwicklung der Gedächtnisfunktionen sind Denken in Zusammenhängen, Zusammenfassung und die Anwendung von Regeln unerlässlich. Wiederholung von Wörtern in richtiger Schreibweise, das ist ihrer Ansicht nach lernen. Ihren "jungen Alten", wie Professor Dr. Theo Simon das gemischt besetzte Auditorium bei der Begrüßung bezeichnete, empfahl Mandy Österlein, bei Kindern und Enkelkindern auf korrekte Schreibweise zu achten. Die sprachliche Entwicklung stehe in engem Zusammenhang mit Lesen und Rechtschreibung. Kognitive Fähigkeiten entfalten sich im Laufe des Lebens und nehmen altersbedingt auch wieder ab. Diese Entwicklungen sind in unauffälligem Verlauf noch nicht als Demenz einzustufen, beruhigte die Referentin. Über 700 Formen der Demenzerkrankung wurden bisher belegt. Es gebe Merkmale und Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholgenuss, Bluthochdruck oder Diabetes, gegen die man vorbeugen könne. Demenz sei nicht nur eine Alterskrankheit.

Wissenschaftlich ist erwiesen, dass diese Krankheitsbilder in jedem Alter auftreten können, aber therapeutisch behandelbar sind. Eselsbrücken und Notizen als Gedächtnisstützen hält die Logopädin für sinnvoll. Vorlesen und lesen, wenig digitale Medien und mehr verbale Kommunikation empfiehlt sie für eine Entwicklungsförderung bei Kindern.

RUNDSCHAU GAILDORF | KARL-HEINZ RÜCKERT | 18.12.2015

Mandy Österlein mit Stiftungsrat Jörg Weckler. Ihr Thema bei der Veranstaltung der Bürgerstiftung am 15. Dezember: "Geistige Fitness und was man dafür tun kann". 
Foto: Rückert
Mandy Österlein mit Stiftungsrat Jörg Weckler. Ihr Thema bei der Veranstaltung der Bürgerstiftung am 15. Dezember: "Geistige Fitness und was man dafür tun kann". 
Foto: Rückert