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Magen-Darm-Infekt - ein spannendes Thema

Praktische Tipps und wissenschaftliche Erkenntnisse beim Klinikgespräch

Oft kommt das Unwohlsein mit Brechreiz und Durchfall aus heiterem Himmel. Wie man sich vor Magen-Darm-Infektionen schützen kann, erklärt Chefarzt Dr. Erich Gmähle am Mittwoch, 26. November um 18.30 Uhr im Centrum Mensch in Gaildorf.

Dabei geht es um ganz praktische Tipps und um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gleichermaßen. Dr. med. Erich Gmähle, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin/Gastroenterologie am Klinikum Crailsheim, ist ein exzellenter Kenner von Magen-Darm-Erkrankungen in jeder Form. Besonders interessant ist die Thematik „Magen-Darm-Infektionen“ für Mitarbeiter in Kindertagesstätten und Schulen, für Pflegende sowie für Vielreisende.

In seiner Einführung ins Thema beschreibt der Chefarzt die enorme Bedeutung der unvorstellbar großen Zahl von Bakterien, die im Magen-Darm-Trakt die unterschiedlichsten Funktionen wahrnehmen: „Mehr als zwei Kilogramm Bakterien trägt ein Mensch im Verdauungstrakt mit sich herum”, so Dr. Gmähle. Die Darmflora von Vegetariern ist anders als die von Fleischessern und sie kann auch Einfluss darauf haben, ob ein Mensch dick wird oder nicht. Es sei auffällig, dass Kinder, die während einer natürlichen Geburt „durch Blut und Stuhl hindurchgegangen sind”, eine andere Immunabwehr haben als Kaiserschnitt-Kinder, berichtet der Chefarzt. Forscher entdecken zudem immer neue und erstaunlichere Zusammenhänge zwischen den Darmbewohnern, deren Summe als „Mikrobiom“ bezeichnet wird, den unterschiedlichsten Körperfunktionen und Krankheiten.

Ganz praktisch wird es im zweiten Teil des Abends, bei dem natürlich wie immer Zeit für Fragen ist. Vorgestellt werden die Standard-Infektionen. Dazu gehört die Reisediarrhoe (durch die Gifte ungewohnter Bakterien verursachter Durchfall). Besonders gefährdet und nicht „tropentauglich“ sind Menschen ohne eigene Magensäure oder Patienten, die Säurehemmer einnehmen müssen.

Oft helfen bei Durchfallerkrankungen schon Bananen, Reis, Apfel und reichlich Tee (die „BRAT-Diät“). Antibiotika müssen nur gegeben werden, wenn hohes Fieber und blutiger Stuhl auftreten: „Diese Patienten müssen zum Arzt”, betont Dr. Gmähle.

Hochansteckende Noroviren – vor zehn Jahren fast unbekannt – treten heute epidemisch auf, vorzugsweise zwischen Weihnachten und Ostern. Es gibt (noch) keine Impfung, Antibiotika sind wirkungslos und der Mensch wird nicht immun: „Noroviren kann man jedes Jahr wieder bekommen. Man kann nur ausreichend Flüssigkeit geben und, wenn nichts mehr drin bleibt, Infusionen.“

Das gilt auch für die EHEC-Viren-Infektion, eine Untergruppe der eigentlich harmlosen E. coli-Keime. Häufigster Infektionsweg ist bei EHEC die indirekte Übertragung z. B. über Milch- und Fleischprodukte sowie mit Fäkalien gedüngtes Gemüse oder Keimlinge (Sprossen). Kontakt- oder Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch werden in Gemeinschaftseinrichtungen (Altenheimen, Kindertagesstätten), in Streichelzoos und in der Landwirtschaft beobachtet.

Immer häufiger werden im Krankenhaus bakterielle Darmentzündungen mit schweren Durchfällen behandelt. Ursache ist meist die Einnahme von Antibiotika, z. B. auch vorbeugend nach Zahnextraktion, wodurch die natürliche Keimbesiedelung geschädigt wird und sich das Bakterium Clostridium difficile explosionsartig vermehren kann. Dann müssen oft spezielle Antibiotika gegen speziell diesen Keim verabreicht werden, wenn das Absetzen der zuvor eingenommenen Antibiotika nicht zur Heilung geführt hat. Bahnbrechend könnte die „Transplantation von Spender-Stuhl“ eines gesunden nahen Verwandten mit einer Sonde in den befallenen Darm sein, wird aus den USA berichtet. ks

Dr. Erich Gmähle, der Chefarzt der Abteilung Innere Medizin / Gastroenterologie, klärt beim Klinikgespräch am 26. November über Magen-Darm-Infektionen auf. 
Foto: Sie
Dr. Erich Gmähle, der Chefarzt der Abteilung Innere Medizin / Gastroenterologie, klärt beim Klinikgespräch am 26. November über Magen-Darm-Infektionen auf.
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