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Die ärztliche Versorgung in Gaildorf hat durch die Schließung des Krankenhauses gelitten. Deshalb haben sich Landrat Gerhard Bauer und Bürgermeister Ulrich Bartenbach intensiv um die Ansiedlung von Ärzten im Krankenhausgebäude bemüht. Beide sind deswegen im letzten Jahr zur Kassenärztlichen Vereinigung nach Stuttgart gereist. Zunächst ohne Erfolg. Damals waren im Landkreis Schwäbisch Hall keine Kassenarztsitze frei. Auch die Schließung des Krankenhauses änderte daran nichts. Der Wunsch des Landrats, in Gaildorf Sprechstunden der Chefärzte des Klinikums Crailsheim anbieten zu dürfen, wurde von der Kassenärztlichen Vereinigung abgelehnt, weil die medizinische Versorgung außerhalb des Krankenhauses nur durch niedergelassene Ärzte erfolgen kann.
Deshalb wurden Teile des Krankenhausgebäudes den in Gaildorf ansässigen Ärzten angeboten. Diese konnten sich aber nicht zu einem Umzug entschließen. Das "Haus der Gesundheit" konnte trotzdem vom Landkreis zu großen Teilen verwirklicht werden. Heute sind im "CentrumMensch" 20 Unternehmen angesiedelt. Die meisten haben etwas mit Gesundheit oder Pflege zu tun - Therapeuten, Handwerker, Wohngemeinschaften mit Betreuungsangeboten, Pflegeeinrichtungen, Behörden, der Notarzt und das DRK.
"Ein niedergelassener Arzt als "i-Tüpfelchen" hat aber gefehlt: Mit Prof. Dr. Burkhard von Heyden konnten wir einen erfahrenen Facharzt für Urologie für Gaildorf begeistern", machten Landrat und Bürgermeister nun gemeinsam öffentlich. Prof. Dr. von Heyden ist Chefarzt der urologischen Abteilung des Klinikums am Plattenwald in Bad Friedrichshall. Der Kontakt sei über den Geschäftsführer des Krankenhauses in Crailsheim, Werner Schmidt, zustande gekommen. Er ist in seiner weiteren Funktion als Kreiskämmerer und Dezernent für die Krankenhausimmobilie in Gaildorf zuständig. "Das Raumangebot im CentrumMensch, das unmittelbare Umfeld mit mehreren Mietern aus dem Gesundheitsbereich und der Bedarf für einen Facharzt für Urologie im Limpurger Land - in Crailsheim und Schwäbisch Hall sind bereits niedergelassene Urologen ansässig - waren gute Argumente für den Standort Gaildorf", so Werner Schmidt. Nach mehreren Gesprächen vor Ort entschloss sich Prof. Dr. von Heyden für die Bewerbung um einen Facharztsitz in Gaildorf. 1,5 Sitze waren von der Kassenärztlichen Vereinigung nach einer Neuordnung der Kassenbezirke einschließlich einer neuen Bedarfsermittlung im Sommer diesen Jahres für den Bereich des Landkreises Schwäbisch Hall ausgeschrieben worden.
Prof. Dr. von Heyden wurde in der vergangenen Woche der Facharztsitz in Gaildorf zugesprochen. Für ihn ist "Anfang Januar" der Wunschtermin für die Praxiseröffnung. Der Professor wird neben dem ambulanten urologischen Behandlungsspektrum auch ambulante Operationen in seiner Praxis in Gaildorf anbieten. Zusätzlich wird er als Kapazität im Bereich der Kontinenzbehandlung und Urodynamik Patienten aus einem überregionalen Einzugsgebiet behandeln. "Perspektivisch wird die Praxis auf Wachstum – auch mit Blick auf andere Fachrichtungen – setzen", erklärte Prof. Dr. von Heyden. Er bedankte sich ausdrücklich für die hervorragende Unterstützung der politisch Verantwortlichen des Landkreises Schwäbisch Hall und der Stadt Gaildorf. "Ich hatte immer das Gefühl, dass ich hier sehr willkommen bin und in Gaildorf etwas aufbauen kann", so Prof. Dr. von Heyden. Ein Wermutstropfen bleibe allerdings: Die Entscheidung des Zulassungsausschusses vom 20. November sei noch nicht rechtskräftig. Auch andere Ärzte hatten sich um den freien urologischen Facharztsitz beworben mit dem Ziel, diesen nach Schwäbisch Hall zu holen. Sollten diese gegen die Entscheidung des Zulassungsausschusses zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung von Gaildorf rechtlich vorgehen, hätte dies bezogen auf die Vergabe des Vertragsarztsitzes aufschiebende Wirkung. Die Folge wäre, dass Prof. Dr. von Heyden damit die Praxiseröffnung in Gaildorf – zumindest bis zur Entscheidung über das Rechtsmittel – verwehrt bliebe.
Landrat Bauer und Bürgermeister Bartenbach hoffen, dass das Verfahren bis zum Jahresende abgeschlossen werden kann und der Praxiseröffnung in Gaildorf dann nichts mehr im Weg steht. "Jede weitere Verzögerung wäre zum Nachteil der Bevölkerung im Limpurger Land und deshalb sehr ärgerlich", betonen Landrat Bauer und Bürgermeister Bartenbach.
lra
Weitere Informationen:
Mehr als 20 Jahre Erfahrung:
Als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft war Prof. von Heyden von 1991-1993 in San Francisco, CA, an der UCSF bei dem Neuro-Urologen seiner Zeit, Prof. Emil A. Tanagho, einem Amerikaner deutsch-ägyptischer Abstammung. Zurück in Deutschland hat er 1995 mit den Forschungsergebnissen aus den USA habilitiert.
Seine erste Blasenschrittmacherimplantation erfolgte 1998 in Münster und wurde1999 im renomierten „Journal of Urology“ publiziert (J Urol 162:2094-95, 1999). Die letzte Publikation als Koautor zu einem Kontinenzverbessernden Implantat bei Männern ist vom 28.7.2012 im „Urologen“(Urologe 51:1576-1583, 2012). Herr Prof. von Heyden ist auf dem Gebiet der Kontinenz und Neuro-Urologie seit mehr als 20 Jahren klinisch und wissenschaftlich erfolgreich tätig.
Zertifiziertes Kontinenzzentrum
Seit 30.6.2005 ist das Kontinenz-und Beckenbodenzentrum des Klinikum am Plattenwald/SLK-Kliniken Heilbronn von der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft unter Prof. von Heydens Leitung zertifiziert. Die letzte Rezertifizierung datiert vom 7.12.2011 und gilt bis 31.12. 2014. Das nächste ähnlich versiert besetzte Kontinenzzentrum leitet Frau Prof. Schultz-Lampel in Villingen-Schwenningen.
Schwerpunkt Kontinenz: http://www.slk-kliniken.de/Urologie.341.0.html
Urodynamik: Diagnostik und Therapie aus einer Hand
Im Unterschied zu jeder Uniklinik, macht Herr Prof. von Heyden die Diagnostik der dann von ihm operierten Patienten selbst. Nach Anamnese wird bei der Urodynamik ein Meßkatheter in die Blase und ein zweiter in den Enddarm gelegt, um die Drucke in Blase und Bauchraum getrennt aufzuzeichnen. Beckenbodenelektroden am Anus leiten indirekt die Schließmuskelaktivität ab. Die Blase wird über ca. 10 min gefüllt und die Drucke bei Füllung und Entleerung aufgezeichnet. Der Harnfluß wird registriert. Die Schließmuskelstärke und -länge wird gemessen. Eine Blasenspiegelung folgt mit gynäkologischer Untersuchung bei Frauen. Der Hustentest im Sitzen und Stehen bei definierter Blasenfüllung zeigt, wann Urinverlust auftritt. Zum Schuß folgt eine Harnstrahlmessung ohne einliegenden Katheter mit erneuter Restharnbestimmung per Katheter oder Ultraschall. Fakultativ erfolgt bei voroperierten (Bänder unter der Harnröhre oder Netze bei Beckenbodenvorfall) Frauen ein vaginaler Schall zur Darstellung des Implamtates, welches Beschwerden macht. Ca. 300 Urodynamiken pro Jahr.
Botox:
Dieses hochtoxische Gift lähmt in stark verdünnter Dosis die überaktive Blase (wenn Tabletten nicht mehr helfen), damit Patienten seltener Wasser lassen müssen, und den Urin besser halten können. Unter Sicht wird an 30 Stellen bei Männern in Vollnarkose und Frauen in lokaler Betäubung mit einer langen Nadel Botox in den Blasenmuskel gespritzt, dauert 10 Minuten, stationär 1 Nacht, seit kurzem auch für neurologisch gesunde zugelassen, häufig von vielen eingesetztes Verfahren bei Mann und Frau.
Neuromodulation-Blasenschrittmacher:
Bei nervlicher Fehlsteuerung der Blase (sowohl Überaktivität durch Enthemmung=Reflexinkontinenz als auch bei Harnverhalt durch ungenügende Beckenbodenentspannung bei der Entleerung) hilft dieses Verfahren. Es setzt am Nerven an und setzt eine intakte Blase und einen intakten Schließmuskel voraus. Das Implantat kostet um 10.000 Euro. Daher wird erst mit einem Draht probestimuliert und erst nach erfolgreicher Erprobung nach einem Intervall von 4 Wochen implantiert. Also 2 Operationen am unteren Rücken (Sakralwurzel) und Flanke und Unterbauch für das endgültige Implantat.
Dieses machen nur ca. 20 Zentren in Deutschland. Es wirkt nicht bei Querschnittsgelähmten. Hilft meist bei voroperierten Patienten z.B. Gebährmutterentfernung mit Nervenstörung im kleinen Becken der Frau (Restharn bis Unfähigkeit zur Entleerung) oder viele Operationen nach Komplikationen im Becken mit folgender Blasenenthemmung: Die Blase schaltet einfach auf Entleerung, wie bei einem Säugling. Der Patient kann den Urinfluß nicht stoppen.
Seltene Behandlungsform bei Mann und Frau: hier ca 5-10/Jahr. Insgesamt 63 Implantate in Betreuung.
TOT/TVT: Band zur Korrektur der Belastungsinkontinenz der Frau:
Diese Bandoperation stellt mit ca 5 Millionen Implantaten weltweit den Standard der Behandlung der Belastungsinkontinenz dar (Urinverlust beim Husten Niesen Lachen Treppen steigen). Meist sind Frauen nach Geburten betroffen. Dieser Eingriff dauert 15 Minuten und wird überall gemacht.
Netze für Beckenbodenschwäche bei Frauen mit Blasenvorfall (Cystzele, Vorwölbung Scheidendach) oder Darmvorfall (Rektozele, Vorfall Scheidenboden):
Mit Netzen, die zwischen Scheidendach und Blase bzw. zwischen Scheidenboden und Darm gelegt und im kleinen Becken verankert werden, wird der „Bruch“ korrigiert.
Interstitielle Zystitis (Rheuma der Blase):
Ein Medikamentengemisch aus Cortison, Antibiotikum, Betäubungsmittel und Blasendämpfer wird alle 1-2 Wochen in die Blase gegeben. Außerdem erhalten die Frauen Anthistaminika und manche auch Botox.
Neurologische Patienten (Multiple Sklerose, Parkinson, Muskeldystrophie, Schlaganfall mit Lähmung)
Diese Patienten leiden oft an Blasensteuerungsstörungen mit Inkontinenz und sollten alle 6 bis 12 Monate ambulant urologisch überwacht werden.
Inkontinenz des Mannes:
Pro Act und Künstliche Schließmuskel
Zephyr Sphinkter
Diese Männer haben in den meisten Fällen eine Prostatakrebsentfernung mit folgender Inkontinenz hinter sich. Die Schwelle zu einem erneuten komplexen Eingriff ist daher sehr hoch. Aus Stuttgart und der gesamten unmittelbaren Umgebung werden Männer zur OP geschickt. Von 2003 bis 2011 waren es 26 AMS Patienten und seit Jan. 2012 bis jetzt ebenfalls bereits 26 Zephyr. Nur ein Zentrum in Berlin ist gleichauf.
Der Wert des Kontinenzzentrums erwächst aus der Kombination der o.g. Verfahren. Nach der „Diagnostik und Therapie aus einer Hand“ wird für jeden der oft bei vielen Ärzten gewesenen Patienten eine Lösung erarbeitet und dem Zuweiser nachvollziehbar mitgeteilt.
Übriges Spektrum:
Die Volkskrankheiten (Nierensteine, gutartige Prostatavergrößerung, Blasentumore, Blasenentzündungen) der Urologie betreut Prof. von Heyden wie jede andere urologische Klinik auch. Hervorzuheben wäre noch die neu eingeführte Laserbehandlung (Enukleation) der großen gutartigen Prostata und die schnittfreie, endoskopische Nierensteinbehandlung (mit starren oder flexiblen Instrumenten mit und ohne Laserzertrümmerung der Steine, je nach Bedarf).